Historie

Das Haus Hirtengasse 2 (alte Hausnummer 34)

Ursprünglich stand an dieser Stelle ein vor 1650 erbautes, sogenanntes  "Trüpff-Häuschen". Der heute noch intakte, tiefgehende Keller mit breiter Granittreppe und zwei  Räumen mit Ziegelgewölbe wird dem damaligen Anwesen zugeschrieben.

Nach dessen Komplettabriss wurde das heute hier stehende denkmalgeschützte Gebäude  im Jahr 1768 in einem Zug als stattliches Forsthaus errichtet. Besonderheiten sind das massive Mansarddach mit Erkern und Holzgesims, die Wendeltreppe mit profilierter Spindel und Balustern sowie zwei Stuckdecken und die steinerne Treppe am Eingang.

 

Aufnahme undatiert, vermutlich ältestes Foto vom Milchhof um 1880: Das bauzeitlich sichtbare  Zierfachwerk der Ostseiten von Haus und Scheune war inzwischen verputzt worden. Der Abweisstein vor der Hausecke verhinderte, das zu nah vorbeifahrende Fuhrwerke  Schäden anrichten konnten.

 

Das im Jahr 1777 direkt über den alten Kellergewölben angebaute, ebenfalls großzügige Nebengebäude musste 2010 wegen Einsturzgefahr abgerissen werden. Nach Verlagerung des Forstamtes in die Burg Hohenberg im Jahr 1792 diente die Liegenschaft als landwirtschaftliches Anwesen.

Folgende Beschreibung stammt aus dem Lagerbuch von 1850: Ein Wohnhaus mit Zugehör, Stall, Backofen, Holzschupfe mit Keller, Stadel, Hofraum, Gemüsgärtlein am Stadel. Besitzer: die Oekonom Andreas  Keckschen Relikten. Auf diesem Hause ruhet das Gemeinderecht zu einem ganzen Nutzantheil an den unvertheilten Gemeindebesitzungen, das Waidrecht, das allgemeine Bürgerrecht, mit 16,56 Tw. walzenden Grundbesitzungen. Worauf eine einfache Grundsteuer von 3,649 Kr. und eine Haussteuer von 3 Kr. haftet. Auch ist mit diesem Hause der Antheil an dem Brauhause verbunden.

Die heute ortsübliche Bezeichnung „Milchhof“ wurde in den Notzeiten des 2. Weltkrieges geprägt. Die damalige Besitzerin hatte von 1939 bis 1950 die Aufgabe, die angelieferten, rationierten Milchkontingente gegen Lebensmittelmarken an die Hohenberger Bevölkerung zu verteilen.

 

Aufnahme undatiert, eingeordnet ca. 1905.

 

Im Zuge von Verkäufen erfolgten ab 1964 einschneidende Umbaumaßnahmen im Innenbereich und später förderte jahrelanger Leerstand die Verwahrlosung und den Verfall des Gebäudes.

Im Jahr 2013 gründete sich der Verein „Förderkreis zum Erhalt historischer Baudenkmäler in Hohenberg e. V.“, mit dem Ziel, das bereits einsturzgefährdete Haus zu erwerben und für die Stadt Hohenberg zu erhalten.

Nach Sicherung und Entkernung konnte das Anwesen in den Jahren 2014 bis 2019 mit Hilfe von öffentlichen Förderungen in Höhe von 90 % der Gesamtkosten grundsaniert werden. Zur Mitfinanzierung des Vereinsanteils von 10 % wurden auf der Baustelle allein bis dahin 3200 Stunden Eigenleistung eingebracht.

Zusammen mit der Unterbringung des Stadtarchivs dient das Gebäude heute als Lernort für die Hohenberger Geschichte.

 

Aufnahme 2020

 

Außerdem stehen die entstandenen Räume für eine vielfältige Nutzung mit moderner Ausstattung im historischen Ambiente zur Verfügung. Der Verein organisiert die Vermietung und verantwortet Nutzung, Erhalt, Ausstattung, Belegung und Nebenkosten dieses baulichen Juwels in Hohenberg. Auch die Möglichkeit  standesamtlicher Trauungen wird von Brautpaaren sehr gerne wahrgenommen.

 

Aus "Das Anwesen Milchhof in Hohenberg an der Eger" von Stadtarchivar Herrn Siegfried Röder, ergänzt von Dr. Gerhard Wilhelm.